Es könnte
alles so schön sein! Sie haben den Mann Ihrer Träume gefunden und eigentlich
ist alles perfekt. Eigentlich. Denn seine Mutter macht Ihrer Lovestory einen
Strich durch die Rechnung. Dabei ist meist nicht die böse Schwiegermutter das
Problem, sondern der Sohn.
«Als meine
Schwiegermutter zu Besuch war, hat Sie sich sofort in die Küche gestellt und
Apfelkuchen gebacken – den hat Martin doch schon als Kind so geliebt», erzählt
Anna bei unserem wöchentlichen Mädchenabend nach dem Wochenende mit seiner
Mutter. «Das findest du schlimm? Ist deine Schwiegermutter schon mal ins
Schlafzimmer geplatzt, als ihr beide Sex hattet, weil sie die gebügelte Wäsche
aufräumen wollte?», meint Marie. Ihre Schwiegermutter hat sich in den letzten
Jahren als – milde gesagt – schwierig erwiesen. Marie ist ihr zu schlampig,
ungenau und überhaupt, ihr Sohn sieht so schmal aus, seit die beiden sich eine
Wohnung (und Küche) teilen. Nein, das liegt nicht daran, dass Moritz jetzt
jedes Wochenende mit Marie klettern oder Velo fahren ist, anstatt sein Junggesellen-Dasein auf der
Couch zu verbringen. Das ist offensichtlich ein Zeichen, dass es dem Sohnemann
bei der neuen Frau schlecht gehen muss.
«Besen»,
«Hausdrache» und «Schwiegermonster» – es gibt unzählige Kosenamen für die böse
Schwiegermutter, die der Schwiegertochter das Leben schwer macht. Und ihr
Ruf eilt ihr voraus: Schwiegermütter nörgeln viel, haben an allem etwas
auszusetzen und mischen sich überall ein. Das Bild des Schwiegermonster rührt
noch aus einer Zeit, in der es üblich war, dass frisch vermählte Paare zu der
Familie des Sohnes – und damit unmittelbar unter ein Dach mit der
Schwiegermutter – zogen. Hier war die Schwiegermutter die Hausherrin. Und
diesen Rang liess sie sich natürlich nicht streitig machen. Märchen und
Geschichten taten ihr übriges und schufen ein Bild der bösartigen
Schwiegermutter, die der Schwiegertochter das Leben zur Hölle macht.
Das
Schwiegermonster lässt nicht los
Die Realität
sieht inzwischen aber anders aus: Umfragen beweisen nämlich, dass die Anzahl
böser Schwiegermütter heute längst nicht mehr so hoch ist, wie noch vor
zweihundert Jahren. Das heißt aber nicht, dass es gar keine Konflikte mehr
gibt. Sie sind nur differenzierter. Die Psychologin Andrea Kettenbach kennt
vier Schwiegermutter-Typen und zeigt, dass nicht nur die bösartige und
hinterhältige Schwiegermutter – Typ 2 – den Hausfrieden stören kann. Während
Typ 1 der Traum aller Schwiegertöchter ist, lieb und fürsorglich, gibt es auch
Schwiegermütter, die gar kein Interesse an der jungen Familie und dem Nachwuchs
zeigen (Typ 4). Auch darunter leiden Schwiegertöchter, da das Verhältnis zu
seiner Mutter kühl und oberflächlich ist. Der letzte Typ Schwiegermutter (Typ
3) gilt als besonders heikel: Jene Frauen, die sich engagieren, der
Schwiegertochter aber eigentlich auf die Nerven gehen. Aufgrund ihrer Fürsorge
kann sich die Schwiegertochter aber nicht beschweren – schließlich meint sie es
ja nur gut.
Wer also nicht
das Glück hat, eine Schwiegermutter vom Typ 1 zu haben, muss wohl oder übel
lernen, mit der Mutter des Partners umzugehen. Dabei hilft es oft, sich zu
fragen, was die böse Schwiegermutter eigentlich so böse macht. Experten
haben eine Vermutung: Schwiegertochter und -mutter werden zu Konkurrentinnen.
Die zwei Frauen vergleichen sich trotz unterschiedlichem Alters und sozialer
Positionen miteinander und stehen zueinander in Wettbewerb. Die weibliche
Fürsorge für den Mann, die über Jahre hinweg durch die Mutter ausgeübt wurde,
übernimmt nun eine andere und noch dazu jüngere Frau. Besonders, wenn es zu
einer späten oder gar keiner Abnabelung des Sohnes gekommen ist, treten nun
Probleme auf. Schwiegermütter fühlen sich ersetzt, allein gelassen oder nicht mehr
gebraucht und versuchen durch unzählige, scheinbar gute gemeinte, Tipps und
Ratschläge wieder ihre Position zurück zu erobern. Die Schwiegertochter wird
und alles, was sie tut, wird kritisch unter die Lupe genommen: Wie sauber die
Wohnung ist, wie faltenfrei die Hemden des Sohnemann, wie gutgefüllt der
Kühlschrank und wie al dente die Nudeln. Es werden Vergleiche angestellt und
die andere Frau genau beäugt. Aus diesem Grund gibt es wohl auch kein einziges
Märchen, dessen Hauptdarsteller der arme Schwiegersohn und die böse
Schwiegermutter sind: Wo es keinen Wettkampf gibt, kann erst gar keine Eifersucht entstehen.
Konflikt mit
Schwiegermutter: Jedem seine Rolle
Das
Konfliktpotential muss aber keineswegs immer nur von der Schwiegermutter
ausgehen. Es kann auch die Schwiegertochter sein, die Zündstoff für
Streitereien liefert. Vergleicht sie sich ständig mit seiner Mama, die
scheinbar alles nebenbei und mit Perfektion erledigt, kann Eifersucht entstehen
und Worte auf die Goldwaage gelegt werden, die vielleicht weniger kritisch
gemeint waren, als sie verstanden wurden. Die Probleme der Schwiegertochter
können aber auch noch ganz andere Ursachen haben: Nicht selten spüren Frauen zu
wenig Beistand durch ihren Partner und haben das Gefühl, dass er nicht hinter
ihr, sondern hinter «Mama» steht.
Darum ist
gerade im Streit mit der Schwiegermutter seine Rolle eine so wichtige. Und
zugleich auch schwierige. Denn immerhin ist es seine Mutter, um die es geht.
Und genau das ist oft das Problem: Er steht zwischen den Stühlen und will weder
seiner Mutter vor den Kopf stoßen, noch seiner Frau in den Rücken fallen. Er
hält sich also raus. Und macht die Situation nur schlimmer. Denn was man(n)
nicht Weiß: Keine Stellung zu beziehen, schürt ebenso viel Konfliktpotential.
Es geht in typischen Schwiegermutter-Konflikten nämlich darum die
Rollenverteilung klar zu definieren. Das bedeutet nicht, dass sich zwei gegen
einen stellen, sondern alle eine Position im Beziehungsgefüge finden, in der
sie sich wohl und geschätzt fühlen. Und das bedeutet eben auch, dass der Mann
seiner Schwiegermutter deutlich zeigt: «Ich liebe diese Frau und das musst du
akzeptieren».
Beziehung
zur Schwiegermutter: Sprechen statt streiten
Nichts desto
trotz sollte – im Interesse aller – ein entspannter Umgang das Ziel sein. Laut
der Psychologin Felicitas Heye,
spielt die Schwiegermutter bei jeder achten Scheidung eine Rolle. Doch so weit soll es erst
gar nicht kommen. Wichtig ist, dass weder Mutter und Sohn aufeinander
verzichten müssen, noch ein Keil in die Ehe getrieben wird. Das geht nur, wenn
sich jeder verstanden fühlt und alle offen miteinander sprechen. Wenn die
Schwiegertochter ihre Schwiegermutter darum bitten kann, nicht mehr ohne Voranmeldung
in die Wohnung zu platzen und bei ihren Besuchen keinen kritischen Blick auf
den Staub am Bücherregal zu werfen. Und wenn die Schwiegermutter nicht das
Gefühl hat, aus der Familie ausgeschlossen zu werden und plötzlich ihren Sohn
zu verlieren. Aber auch der Partner muss involviert werden, schließlich soll er
nicht länger zwischen den wichtigsten Frauen in seinem Leben stehen.
Während
solch einem klärenden Gespräch ist es nicht nur wichtig zu sagen, was einem auf
dem Herzen liegt, sondern auch die Bereitschaft zu zeigen, aufeinander
zuzugehen. Fairness und der gute Wille, sich wieder zu vereinen, sollten dabei
auch nicht fehlen. Das bedeutet aber nicht, dass man nicht klar seine Meinung
vertreten darf. Klare Positionen sind sogar unerlässlich, wenn es darum geht,
Rollen zu verteilen und Grenzen aufzuzeigen. Eine stabile Ehe fordert
beispielsweise das Gefühl, dass Mann und Frau eine Einheit sind, in der zwar
auch eine Schwiegermutter Platz hat, aber eben nicht auf dem Thron sitzt.
Schafft es der Partner, seiner Frau dieses Gefühl zu geben und der
Schwiegermutter dennoch zu vermitteln, geliebt, geschätzt und hin und wieder
gebraucht zu werden, kommt es zu keiner Konkurrenz. Und was auch nicht
vergessen werden darf: Auch die Schwiegermutter hat Rechte. Forderungen wie
«Entweder deine Mutter oder ich» sollten Tabu sein. Seine Mutter gehört nun mal
zu ihm und hat ein Recht darauf, ihren Sohn zu sehen. Solche Ultimaten seitens
der Partnerin gießen nur noch mehr Öl ins Feuer. Darum besser das Gespräch
suchen und eine Lösung finden, die alle Parteien mittragen.
«Schwiegermütter
sind besser als ihr Ruf»
Wenn
Gespräche allerdings keine Früchte tragen oder die Fronten so verhärtet sind,
dass man gar nicht miteinander reden kann, hilft oft nur Abstand. Den Kontakt
gänzlich abzubrechen, sollte aber nur die allerletzte Lösung sein. Trotzdem tut
Distanz manchmal einfach gut. Je weniger Reibungsflächen durch räumliche Nähe
oder häufige Besuche bestehen, desto schneller gewinnt man Abstand und
vielleicht auch wieder mehr Objektivität. Ratsam kann es auch sein eine
neutrale Person heran zu ziehen. In Familienmediationen hat beispielsweise
jeder die Gelegenheit sich Gehör zu verschaffen und verstanden zu fühlen. Der
Mediator schlichtet dann nicht nur, sondern hilft auch dabei, eine gemeinsame
Lösung zu finden. Das ist ein Lösungsversuch, der zwar mit Kosten verbunden
ist, die Investition könnte sich aber durchaus lohnen. Denn wie auch die
Psychologin Andrea Kettenbach sagt, sind «Schwiegermütter im Grunde besser als
ihr Ruf». Die Psychologin fand in ihrer Untersuchung heraus, dass die Probleme
häufig dadurch entstanden, dass «Erwartungen nicht klar kommuniziert und keine
Grenzen definiert wurden.» Werden diese gesetzt und zeigen alle Beteiligten
Willen, könnte sich die böse Schwiegermutter – ehemals Typ 2 – ja
vielleicht sogar zum Typ 1 entwickeln.
Böse
Schwiegermutter? So reden Sie mit ihr:
Kritik äußern: Kritik kann nur dann vom Gegenüber
angenommen werden, wenn sie keinen Angriff darstellt. Es sollte schließlich
nicht um Schuldzuweisungen, sondern um eine gemeinsame Lösung gehen. Äußern Sie
Kritik daher nicht als Vorwurf, sondern beschreiben Sie stattdessen Ihre
eigenen Empfindungen. Bleiben Sie bei sich, anstatt Ihr Gegenüber anzugreifen.
Körpersprache: Kommunikation geschieht nicht nur
durch Worte. Auch die Haltung und die Mimik tragen zum Gesagten bei. Achten Sie
also darauf, dass Ihre Körpersprache offen und freundlich wirkt. Es bringt
nichts, wenn Sie etwas Nettes sagen, dabei aber die Augen verdrehen.
Sach- oder
Emotionsebene: Jedes Thema
hat eine emotionale und eine sachliche Ebene, die nicht immer übereinstimmen
müssen. Themen, die sachlich logisch sind, müssen sich beispielsweise nicht
immer emotional gut anfühlen. Schwierig wird es, wenn eine der Parteien auf der
sachlichen Ebene diskutiert, während es dem Anderen um Gefühle geht. Stellen
Sie klar, auf welcher Ebene Sie sich befinden, um zu verhindern, dass das
Gespräch in zwei verschiedene Richtungen läuft.
Nicht
interpretieren: Nur das
Gesagte zählt! Mit Mutmaßungen und Interpretationen tut man seinem Gegenüber
oft Unrecht. Sagen Sie klar, was Sie auf dem Herzen haben und versuchen Sie
nicht ein Anliegen zwischen den Zeilen zu transportieren.
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