Aus kleinen
Jungs und kleinen Mädchen werden irgendwann erwachsene Frauen und Männer, die
ihren eigenen Weg gehen möchten. Ein Lebenspartner gehört dazu. Aber viele
Eltern können einfach nicht loslassen. Sie kommen einfach nicht damit zurecht,
dass das eigene Kind jetzt groß ist, sich verliebt hat, eine Familie gründen
möchte oder schon gegründet hat. So mancher Schwiegerdrache kann einer jungen
Frau oder einem jungen Mann das Leben zur Hölle machen. Dagegen muss man
vorgehen. Es ist Aufgabe von Sohn oder Tochter – je nachdem wessen Mutter oder
Vater sich hier zum Drachen macht – die Notbremse zu ziehen.
Frauen wie Männer können zum Drachen werden
Schwiegerdrachen
gibt es unter Männern wie auch unter Frauen, aber es hängt auch oft vom
Geschlecht des eigenen Kindes ab, wie auf ein Schwiegerkind reagiert wird. Es
gibt viele Eltern, die überhaupt nicht damit umgehen können, dass Sohn oder
Tochter nun einen Lebenspartner haben. Aber meist konzentriert sich der Zorn
auf das gleiche Geschlecht. Väter können den Schwiegersohn nicht akzeptieren,
kommen aber mit der Schwiegertochter recht gut klar. Mütter machen der
Schwiegertochter das Leben zur Hölle, der Schwiegersohn hingegen ist ganz okay.
Bis zu einem gewissen Rahmen ist auch alles noch in Ordnung. Schließlich ist es
nachvollziehbar, dass eine Mutter für ihren Sohn nur die allerbeste Frau
wünscht, eine, die ihn von Herzen liebt, ihm niemals weh tut und mit der er
eine wunderbare Familie gründen kann. Ebenso ist es normal, dass ein Vater für
seine Tochter nur den allerbesten Mann wünscht. Geld verdienen muss er, was
taugen muss er, der Tochter was bieten können muss er und am besten ist er auch
handwerklich begabt.
Von Macht und Ohnmacht
Schwiegereltern
sind auch nur Menschen und müssen sich natürlich erst mal mit dem neuen
Familienmitglied vertraut machen. Allerdings gibt es Mütter wie auch Väter,
denen das niemals gelingt. Meist handelt es sich hier um Elternteile, die
ohnehin schon immer sehr dominant waren, die schon immer der Meinung waren, nur
sie alleine könnten und wüssten alles, nur sie alleine wussten schon immer, was
Sohn oder Tochter braucht und alle anderen … ja, die taugen sowieso nichts.
Sohn oder Tochter werden von solchen Eltern nicht als eigenständige
Persönlichkeit angesehen. Sie sind ein Objekt der Macht. Natürlich lieben
solche Eltern ihre Söhne und Töchter genauso wie andere Eltern auch. Über die
Art der Liebe könnte man allerdings streiten. Elternliebe ist, wenn sie gesund
ist, immer selbstlos. Eltern allerdings, die sich auf Sohn oder Tochter fokussieren,
selbst alles besser wissen und schon immer alles bestimmten wollten, spielen
ein anderes Spiel, auch wenn es ihnen nicht bewusst ist. Sie verwirklichen sich
über ihr Kind. Meist dulden solche Eltern aber auch in keiner Phase der
Entwicklung ihres Kindes irgendwelche Fehlschläge. Gute Noten sind Pflicht,
ordentliches Betragen ebenso, und niemand darf jemals von irgendwelchen
Streitigkeiten erfahren. Mutter und Sohn als Einheit – das ist leider die
Drachen-Konstellation, die am häufigsten anzutreffen ist. Das mag daran liegen,
dass Väter vorwiegend mit der Karriere beschäftigt sind und Mütter sich eben
auf die Erziehung konzentrieren – zumindest war das in vorherigen Generationen
noch sehr häufig der Fall und kommt auch heute noch vor. Im Grunde sollte man
auch mal einen Blick auf die Ehe werfen, sollte diese noch bestehen. In einer
glücklichen Ehe, in der beide Ehepartner noch viel miteinander anfangen können,
kommt es eher selten vor, dass Mütter sich fast schon krankhaft auf ihre Söhne
konzentrieren oder Väter auf ihre Töchter. Haben die Eltern sich allerdings
nicht viel zu sagen, ist eine allzu hohe Fixierung auf das eigene Kind ganz
häufig der Fall. Das wird aber erwachsen. Es entgleitet mehr und mehr dem
eigenen Einflussbereich. Der ganze Lebenssinn löst sich mehr und mehr auf … und
dann krallt sich die Mutter noch mehr fest. Sie möchte nicht loslassen, ihre
Machtposition, die sie längst verloren hat, nicht aufgeben. Unweigerlich kommt
es zum Knall – irgendwann. Solche Beziehungen sind immer von Kontrolle und
Machtdemonstrationen geprägt.
Intrigen, Verdrehungen, offene Feindseligkeit
Liest man in
Foren oder unterhält man sich einfach mal in mehr oder weniger bekannten
Gesellschaften zu diesem Thema, kommen ganz viele unterschiedliche Geschichten.
Das Ausmaß unterscheidet sich allerdings manchmal ganz dramatisch. Da wird die
Schwiegertochter verleumdet und der irrsinnigsten Dinge angeschuldigt.
Vollständig ignoriert. Man redet nicht mit ihr. Sieht sie nicht. Oder drückt
ihr den Mantel zur Begrüßung in die Hand um sie im Anschluss zu ignorieren.
Stellt dem Sohnemann einen gebackenen Kuchen vor die Tür damit er endlich mal
wieder was Leckeres bekommt. Oder einen Topf mit Essen, damit er endlich mal
wieder was Ordentliches in den Bauch kriegt. Schwiegertochter wird schikaniert
wo es nur geht. Im Kampf einer Schwiegerdrachin gegen die Schwiegertochter gibt
es kaum etwas, was es nicht gibt. Aber auch so mancher männliche
Schwiegerdrachen ist nicht besser. Manchen Männern macht es Spaß, den
Schwiegersohn vorzuführen in seinen Unzulänglichkeiten, ihn peinlich zu
berühren, ihn als Schwachkopf hinzustellen, als Versager. All das gibt es und
darunter leidet so manches junge Paar. Eine schwere Situation. Wenn
Schwiegerdrachen loslegen und nicht gebremst werden, dann steigern sie sich
meist ins Unermessliche. Was tun?
Zusammenhalt ist wichtig
Dass zwei
Menschen, die sich füreinander entscheiden zusammenhalten sollten, versteht
sich von selbst. Sonst braucht man keine Beziehung. Es geht auch nicht um
Zusammenhalt um jeden Preis – jeder Mensch, auch innerhalb einer Beziehung, ist
eine eigenständige Person und muss das eigene Denken und Handeln noch vertreten
können. Wenn es einen Schwiegerdrachen in der Familie gibt, dann ist allerdings
absoluter Zusammenhalt angebracht. Ist es eine herrschsüchtige Schwiegermutter,
die sich zum Tyrannosaurus Rex in der Beziehung ihres Sohnes macht, dann ist
der Sohn gefragt und zwar ganz massiv. Er ist es, der seiner Mutter
Einhalt gebieten muss. Ist es der herrschsüchtige Vater, der dem Schwiegersohn
die eigene Tochter nicht gönnt, ist die Tochter gefragt. Natürlich müssen
betroffene Söhne und Töchter eine Entscheidung treffen und die ist zugegeben
nicht leicht. Aber sie ist logisch. Eltern bekommen Kinder, ziehen sie groß und
wenn sie erwachsen sind, verlassen sie das Haus. Sie gründen Familien, bekommen
Kinder, ziehen sie groß und auch diese Kinder gehen aus dem Haus. So
funktioniert die Evolution seit Millionen von Jahren. Im Tierreich ist es
undenkbar, dass Kinder von ihren Mamas oder Papas nicht losgelassen werden. Im
Gegenteil. Bei vielen Tierarten werden die Jungen aus dem Nest gestoßen oder
verjagt. Die Menschheit wäre längst ausgestorben, wenn es nur solche
herrschsüchtigen Mütter oder Väter gäbe, die nicht loslassen können. Denkt man
unter diesen Aspekten darüber nach, ist die Antwort logisch. Ein junger Mann
sollte zu seiner Partnerin halten, eine junge Frau zu ihrem Partner. DAS ist
der Mensch, für den man sich entschieden hat. DAS ist der Mensch, mit dem man
sein Leben verbringen möchte. Also hat dieser Mensch volle Rückendeckung
verdient.
Es ist nicht Ihr Kampf!
Wenn Sie
einen Schwiegerdrachen haben, dann ist das unangenehm und vor allem kann es
wirklich einen hohen Leidensdruck mit sich bringen, das steht außer Frage. Sie
dürfen auch leiden, das ist Ihr Recht und das ergibt sich aus der Situation,
die nicht einfach ist. Aber egal ob Sie ein Mann oder eine Frau sind, ziehen
Sie nicht gegen Ihren Schwiegerdrachen in den Krieg. Wahrscheinlich ist es
normal und angemessen, dass man sich zumindest anfangs noch bemüht. Gute Miene
zum bösen Spiel macht. Sich verteidigt und irgendwann mal dem Schwiegerdrachen
den Marsch bläst. Dann aber sollten Sie sich vom Schlachtfeld zurückziehen,
denn wenn nur Sie alleine kämpfen, dann werden Sie diesen Kampf nicht gewinnen
können. Es ist Ihr Partner, Ihre Partnerin, der oder die nun kämpfen muss. Sich
entscheiden muss. Für Sie. Und gegen den Drachen. Wie das durchgezogen wird,
ist seine/ihre Aufgabe. In manchen Fällen genügt es, wenn der Herr Sohn oder
die Frau Tochter mal mit der Faust auf den Tisch hauen und ganz deutlich
machen: Bis hier hin und nicht weiter. In anderen Fällen kann eine
vorübergehende Kontaktsperre vielleicht Wunder wirken. Aber leider gibt es auch
Fälle, wo ein totaler Rückzug die einzige Lösung darstellt. Manche
Schwiegerdrachen beruhigen sich irgendwann, denken über ihre Fehler nach und
schließen Frieden. Ein solcher Frieden darf dann ruhig auch noch für eine Weile
misstrauisch beäugt werden. Wenn man irgendwann den Eindruck hat, die Wogen
haben sich geglättet, dann kann man vielleicht noch mal einen ganz neuen Anfang
miteinander machen. Und manchmal klappt das wirklich sogar ziemlich gut, sobald
nämlich einfach mal Grenzen gezogen wurden. Es gibt aber leider auch Fälle, da scheint
es außer einem Kontaktabbruch keine Möglichkeiten zu geben.
Ihr Liebster, Ihre Liebste kann sich nicht für Sie
entscheiden?
Dann haben
Sie ein Problem und wie massiv das werden kann, weiß nur der Wind. So ganz
grundsätzlich betrachtet sollte man als Frau oder Freundin eines Mannes, als
Mann oder Freund einer Frau erwarten dürfen, dass Partner oder Partnerin sich
für ihren jeweiligen Lebensgefährten entscheiden – und nicht für Mama oder
Papa. Aber … es ist nicht abzustreiten, dass es Menschen gibt, die sich noch
nicht so ganz abgenabelt haben. Die immer noch an Muttis Rockzipfel hängen oder
auf Papis Schoß sitzen. Das ist auch das gute Recht Ihres Partners oder Ihrer
Partnerin. Aber eigentlich ist es so, dass Sie jetzt miteinander leben, nicht?
Und dann sollte Ihre Partnerin, Ihr Partner ein ganz natürliches Interesse
daran haben, dass mit Ihnen gut und achtsam umgegangen wird. Ist das nicht der
Fall, auch nach mehreren Diskussionen nicht – dann stellen Sie sich am besten
jetzt schon drauf ein, dass sich das niemals ändern wird. Dann werden Sie immer
die zweite Geige spielen und der Schwiegerdrachen wird noch für eine Menge
Aufruhr in Ihrem Leben sorgen. Sollte also Ihr Partner, Ihre Partnerin sich
nicht hinter Sie stellen in einer solchen Lebenslage, Position ergreifen, und
zwar zu Ihren Gunsten – dann überlegen Sie sich einfach, ob Sie das Zeit Ihres
Lebens mitmachen möchten. Dinge, die nicht funktionieren, haben eine miese
Angewohnheit: Sie funktionieren im Laufe der Jahre immer weniger und irgendwann
gar nicht mehr. Wenn Sie ein Muttersöhnchen oder ein Papamädchen neben sich
haben, dann sollten Sie drüber nachdenken, dass Sie ja eigentlich einen
erwachsenen Partner haben möchten, der zu Ihnen hält, hinter Ihnen steht, auf
Ihr Wohl bedacht ist. Und manchmal muss man dann selbst eine Entscheidung
treffen.
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