Gefährlich,
bösartig, unbequem: "Der schlimmste Stachel ist immer die
Schwiegermutter", lautet ein volkstümliches Sprichwort. Angeblich zerstört
sie jede vierte Ehe – weil sie sich immer und überall einmischt und den Partner
schlecht macht. Familienexperten und Psychologen raten zu mehr Gelassenheit.
Süddeutsche spotten
über Ostfriesen, Norddeutsche erzählen Bayernwitze, und über schottische
Gepflogenheiten wird überall außerhalb Schottlands gescherzt. Eine Figur aber eint
Lästerer weltweit: die Schwiegermutter. Selbst in der seriösen deutschen
Pflanzenkunde wird sie aufs Korn genommen: "Schwiegermuttersitz"
bezeichnet einen runden mexikanischen Kaktus mit langen, harten Borsten.
"Für Ehefrauen
sind Schwiegermütter sind oft ein heikles Thema", sagt die Psychologin
Felicitas Heyne aus Herxheim. Die Gründe spielen meist im Unterbewussten und
haben eins gemein: In der Regel ist die neue Frau an der Seite des heiß
geliebten Sohnes nicht gut genug, oder sie macht alles falsch. Auf jeden Fall
weiß Mutti stets am besten, was für den Sohn gut ist.
Ruth Gall hat vor 13 Jahren ein Internet-Forum ins Leben gerufen und seitdem 90.000 Kontakte zu Schwiegermutter-geplagten Menschen, wie sie sagt. Die berichten ihr seit Jahren von Schwiegermüttern, die sich immer und überall in die Angelegenheiten der neuen Familie einmischen, in der Wohnung herumstöbern, den neuen Partner schlecht machen, Briefe öffnen und Ähnliches, um die Beziehung des eigenen Kindes zu stören oder gar zu zerstören.
Felicitas Heyne hat
für ihr Buch "Hassgeliebte Schwiegermütter" die Spezies in fünf
Kategorien eingeteilt: Von der Meckerziege über das Klammeräffchen bis hin zur
Intrigenziege. Dabei zeigt die Paartherapeutin nicht nur die Probleme auf,
sondern auch Wege, das Verhältnis zu verbessern oder erst gar nicht so
desaströs werden zu lassen. Denn in den seltensten Fällen ist die "böse
Schwiegermutter" tatsächlich aus Boshaftigkeit so wie sie ist.
Tolerante Zurückhaltung gefordert
"Schon beim
ersten Kennenlernen sollte die junge Frau akzeptieren, dass die potenzielle
Schwiegermutter einer anderen Generation angehört, oftmals mit anderen Werten
und Vorstellungen", rät Heyne. Tolerante Zurückhaltung und auch mal für
einen ungefragten Rat "Danke" sagen, sei gerade am Anfang ratsam.
Gleichzeitig gelte es, die eigenen Erwartungen herunterzuschrauben: "Man
hat sich zwar den Mann ausgesucht, aber nicht die komplette Familie."
Manch eine müsse sich von der Vorstellung verabschieden, dass nun eine neue
große Familie entsteht, die Schwiegermutter zur besten Freundin avanciert oder
zur Ersatzmutter.
Bei nervigen, ständig
besser wissenden Schwiegermüttern helfe es gelegentlich auch, diese mit
Freundlichkeit und emotionaler Großzügigkeit zu erschlagen, rät Heyne und
berichtet von einer Frau, die ihrer Schwiegermutter zum Geburtstag ihres Mannes
einen Blumenstrauß geschickt hat mit dem Gruß "Danke für den tollen
Mann". Zuvor hatte die Mutter keine Gelegenheit ausgelassen, ihrer
Schwiegertochter zu sagen, was sie da für einen großartigen Menschen abbekommen
habe. "Diese Geste hat die Schwiegermutter schier weichgekocht", sagt
Heyne.
Nach Ansicht der
Expertinnen ist es aber auch wichtig, sich von Anfang an abzugrenzen. "Und
wenn es gar nicht klappt mit der Schwiegermutter, muss man die Kontaktpflege
ausschließlich dem Kind überlassen", rät Heyne. Grundsätzlich seien die
Kinder und nicht die Schwiegerkinder in der Pflicht. "Gerade Männer
entziehen sich den Auseinandersetzungen gerne, auch weil sie in einem
Loyalitätskonflikt stecken", sagt Viganske.
Im Kopf haben sollten
Schwiegerkinder aber auch, dass die Ursache für die Probleme mit der
Schwiegermutter nie nur bei ihr zu suchen sind. "Mal liegt es an der
Schwiegermutter, mal an der Beziehung zwischen ihr und dem Kind, mal eben auch
an der oder dem neuen Partner." Trotz aller Kritik an der Schwiegermutter
sollte ein Partner um ein Mindestmaß an freundlichem Kontakt bemüht sein,
findet Heyne: "Unmöglich ist das nicht."
Großes
Konfliktpotenzial bergen die Enkelkinder, weiß die Paarberaterin Claudia
Viganske aus Köln. Manche Omas wollten dem Enkel sehr nahe sein und neigten
mitunter zu unangebrachten Einmischungen und Grenzüberschreitungen. "Viele
Frauen sind ihren eigenen Müttern auch näher, so dass die Schwiegermutter da
schnell außen vor bleibt", sagt die Psychologin. Gleichzeitig seien die
jungen Familie oftmals finanziell auf die Großeltern angewiesen oder bräuchten
einen Babysitter. "Da gilt es dann abzuwägen, was man in Anspruch nimmt
und wie viel Nähe und Einmischung man zulässt."
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