Schwiegermütter
stehen oft im Wettstreit mit ihren Schwiegertöchtern. Zwei Experten geben
Tipps, wie sich häufige Konfliktsituationen meistern lassen
1. Die
Schwiegertochter tischt das Essen auf. "Ach, du nimmst Rotkohl aus dem
Glas? Ich mache ihn immer selbst. Schmeckt besser!"
Psychologin
Felicitas Heyne rät...
... der
Schwiegermutter: Wer in eine
Kerbe haut, muss mit den Konsequenzen leben. Deshalb lieber still sein,
besonders wenn ich um die Empfindlichkeit meines Gegenübers weiß. Manche Ältere
teilt auch aus, weil sie ihr Lebenswerk als Mutter und Hausfrau von der
Jüngeren nicht genug gewürdigt sieht. Bissige Sprüche helfen nicht weiter.
Lebensentwürfe von Frauen variieren, gerade in der heutigen Zeit. Die souveräne
Schwiegermutter wertet nicht, sondern sagt: Du bist okay, ich bin okay.
... der
Schwiegertochter: Ihre
Schwiegermutter verhält sich etwas unsensibel, meint es aber nicht böse. Sehen
Sie souverän darüber hinweg. Noch besser: Loben Sie sie für ihre Kochkünste. Wer gekränkt reagiert, sollte sich
fragen, warum. Mangelt es am Selbstwert? Das kriegt man nur selbst in den
Griff.
2. Der Sohn
richtet sein Arbeitszimmer neu ein. Seine Mutter rückt mit Möbelprospekten an:
"Ich weiß doch, was dir gefällt!"
Mediator
Hans-Jürgen Gaugl rät...
... der
Schwiegermutter: Sicher
genießen Sie das gemeinsame Möbelrücken als Moment der Nähe. Doch akzeptieren
Sie, wenn Ihr Sohn sich nach seinen Vorstellungen einrichten und sich in
Detailfragen mit seiner Partnerin besprechen will.
... der
Schwiegertochter: Gut, wenn
Sie es schaffen, die Bemerkung nur als Ausdruck besonderer Verbundenheit zwischen
Mutter und Sohn zu sehen und sich zu sagen: Sie hat den Partner zu dem Mann
geformt, den ich heute liebe. Kommt diese wertschätzende Haltung von Herzen,
spürt das die Schwiegermutter, fühlt sich weniger ausgegrenzt und drängt sich
nicht mehr reflexartig in den Mittelpunkt.
3. Die
Schwiegertochter will zurück in den Beruf. "Ich war zu Hause, als meine
Kinder aus der Schule kamen."
Hans-Jürgen
Gaugl rät...
... der
Schwiegermutter: Auch ohne
Berufstätigkeit waren Sie enorm gefordert, allen Bedürfnissen in der Familie
gerecht zu werden. Daher verlaufen solche Diskussionen oft explosiv.
Rabenmutter hier, Heimchen am Herd dort. Doch wenn alle Beteiligten wirklich
bereit sind, sich auf den anderen einzulassen, finden sich schnell sachliche
Anknüpfungspunkte und Antworten. Wer weiß: Vielleicht unterstützen Sie die
junge Familie bei der Kinderbetreuung? Eine
Sorge weniger für die Eltern – und eine Bereicherung für Sie. Statt sich zu
ärgern, sollten Sie die Zeit mit Ihren Enkeln genießen.
... der
Schwiegertochter: Ihrer
Schwiegermutter fehlen praktische Erfahrungen, vor welchen Herausforderungen
eine berufstätige Mutter steht. Bleiben Sie offen, hören Sie ihr zu, und
stellen Sie Fragen: Wie war das früher bei dir? Was glaubst du, wie ich mir,
meiner Familie
Heyne,
Psychologin und dem Beruf gerecht werden kann?
4. Der
Urlaub der Familie steht an. Genau jetzt bittet die Schwiegermutter ihren Sohn,
beim Tapezieren zu helfen. "Du weißt, ich bitte dich sonst nie um einen
Gefallen!"
Felicitas
Heyne rät...
... der
Schwiegermutter: Mütter
werden oft hilfebedürftig, um Kinder an sich zu binden. Mit emotionalen
Erpressungen tun Sie sich jedoch keinen Gefallen. Was, wenn Sie wirklich mal
Hilfe brauchen, Ihnen aber keiner mehr glaubt? Wohnzimmer
und Tapeten laufen ja nicht weg. Und Einsamkeitsgefühle
sollte man nicht auf den Schultern der Kinder ablegen, sondern einen Weg
finden, allein damit zurechtzukommen.
... der
Schwiegertochter: Ihren
Partner setzt das Klammern unter enormen Stress, weil er sich aufgerieben fühlt
zwischen Ihnen beiden. Wichtig ist, dass er seiner Mutter Grenzen setzt und
etwa anbietet, nach dem Urlaub zu helfen. Ist
er zu feige, in den Ring zu steigen, sollten Sie über Ihre Ehe
nachdenken.
5. Die
Enkelin bekommt von der Oma stets teure Markenkleidung. "Ich mache das
gern. Ihr kommt schon so kaum über die Runden."
Felicitas
Heyne rät...
... der
Schwiegermutter: Der Satz
"Ihr kommt schon so kaum über die Runden" geht gar nicht. Woher
wissen Sie, wie es finanziell in der Familie aussieht? Bevor Großeltern ihren
Enkeln sehr teure Geschenke machen, sollte sie die
Eltern fragen. Vielleicht unterlaufen sie damit deren pädagogisches
Konzept?
... der
Schwiegertochter: Gönnen Sie
Ihren Kindern die Geschenke, wenn sie im Rahmen bleiben. Großeltern sollten
ihre Enkel verwöhnen dürfen, das ist ihr Privileg. Kinder haben meiner
Erfahrung nach damit nie ein Problem, schon Zweijährige können unterscheiden,
dass es bei Oma anders läuft als bei den Eltern.
6. Die
Schwiegermutter schwärmt ihrer pummeligen Schwiegertochter von der Frau eines
Freundes vor. "Seine Frau hat studiert und zieht sich schick an. Aber sie
kann das ja auch gut tragen!"
Hans-Jürgen
Gaugl rät...
... der Schwiegermutter: Diese Sätze klingen wie eine
Ohrfeige. Entschuldigen Sie sich, wenn Sie echtes Bedauern empfinden.
Unehrliche, nur so dahingesagte Worte entfernen die Familienmitglieder noch
mehr voneinander und von dem, was sich die allermeisten wünschen: ein
friedliches Miteinander.
... der
Schwiegertochter: Machen Sie
sich bewusst: Ihr Partner liebt Sie so, wie Sie sind. Vielleicht gelingt es
Ihnen dann eher, das Ganze mit Humor zu nehmen.
Gut ist es auch, offen anzusprechen, wie sehr Sie die Bemerkung verletzt hat.
So bleibt kein ungutes Gefühl zurück, das die Atmosphäre vergiftet.
7. Die
Schwiegermutter ist zu Besuch und putzt ungefragt. "Du hast so wenig Zeit.
Ihr wollt es doch ordentlich haben!"
Felicitas
Heyne rät...
... der
Schwiegermutter: Geben Sie
erst Ratschläge, wenn Sie darum gebeten werden. Fragen Sie lieber: Würde es
euch helfen, wenn ich ab und zu im Haushalt anpacke? Selbst wenn der Haushalt
Ihrer Schwiegertochter nicht sauber ist, geht
Sie das nichts an. Überlegen Sie besser, was Ihr Sohn an seiner Frau schätzt.
Vielleicht stimmt das Bild nicht mit Ihrer Vorstellung von der perfekten
Schwiegertochter überein.
... der
Schwiegertochter: Hinter
Putzmanie steckt oft der Wunsch nach Anerkennung und Gebrauchtwerden. Hat sich
aber Ihr Partner bei seiner Mutter beschwert, fragen Sie ihn, warum er nicht
offen ist.
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