Umfragen
zufolge leiden 30 Prozent der Frauen unter der Mutter ihres Partners. Der
Widerstand wird von Bayern aus organisiert
Ihr liebster
Schwiegermutter-Witz? Ruth Gall kennt keinen, will keinen kennen. „Ich habe zu
viele Frauen getroffen, die tagtäglich in so einem Witz-Zustand leben müssen“,
sagt sie der AZ.
Bei ihr
häufen sich zurzeit wieder die Fälle. Die 54-jährige Goldschmiedin berät
Betroffene, organisiert seit Jahren den Aufstand der Schwiegertöchter.
Zerissene
Wäsche und geheime Markierungen
„Der
Einfallsreichtum, mit dem Schwiegermütter die lästige Frau wieder loszuwerden
versuchen, ist nahezu grenzenlos“, berichtet Gall. So würden Briefe
ausspioniert und zensiert, Kontoauszüge kontrolliert, Blumen vergiftet und
Wäschestücke auf der Leine zerrissen. „Manche holen auch Kleidung aus dem Müll
und ziehen sie an – um zu demonstrieren, was diese unfähige junge Frau für gute
Sachen wegwirft.“ Ein anderer Drache habe überall geheime Markierungen mit
Tinte angebracht. Das Ziel: mangelnden Putzeifer nachzuweisen.
Extrembeispiele
freilich, die in ihrer Tendenz aber von aktuellen Umfragen und Studien, zum
Beispiel der Universität Kassel und des Hamburger Gewis-Instituts, gestützt
werden. So soll jede achte Scheidung auf das Konto der Schwierigmama gehen.
„25 bis 30
Prozent aller Frauen geben an, dass ihre Partnerschaft unter der Beziehung zur
Schwiegermutter leide“, sagt die Psychologin Felicitas Heyne aus
Rheinland-Pfalz, die das Buch „Hassgeliebte Schwiegermutter“ (mvg)
veröffentlicht hat. Betont jedoch: „Im Umkehrschluss kann man natürlich sagen,
dass drei Viertel aller Frauen, die in Partnerschaften leben, mehr oder weniger
gut mit der Mutter ihres Partners zurecht kommen.“
Die
Schwiegertochter als sexueller Bremsklotz
Der Rest
klagt über „Überwachung/Bevormundung“ (95 Prozent), „Persönliche Ablehnung“ (80
Prozent), „Üble Nachrede“ (79 Prozent) und „Einmischen in die Kindererziehung“
(78 Prozent) – zumindest jene, die sich bei Ruth Gall (im Internet auf
ruth-gall.de) melden. Oft werde Kritik auch unterschwellig artikuliert,
berichtet sie. Beispiel: „Mein lieber Junge, du siehst aber blass aus. Bekommst
zu Hause nichts Gescheites zu Essen?“
Dass vor
allem Schwiegertöchter und nicht -söhne in Konflikte schlittern, ist Experten
zufolge einem Ur-Problem geschuldet: „Evolutionär betrachtet besteht zwischen
Schwiegermutter und Schwiegertochter ein schwieriges Verhältnis", sagt
Felicitas Heyne. „Erstere ist eher daran interessiert, dass ihr Sohn mit
möglichst vielen verschiedenen Frauen Kinder bekommt, um so auch ihre eigenen
Gene vielfältig weiterzugeben. Letztere möchte den Vater der Kinder dagegen
eher für sich behalten." Eine Aussage, die auf einer Arbeit des
Psychologie-Professors Harald Euler aus Kassel basiert: die Schwiegertochter
als sexueller Bremsklotz.
Verschärft
hat sich die Lage – nicht nur in Deutschland – zuletzt auch durch
wirtschaftliche Engpässe in jungen Familien: Immer mehr müssen notgedrungen mit
den Eltern unter einem Dach leben. „Ein beliebter Trick ist auch, das junge
Paar durch Geschenke, finanzielle Unterstützung oder durch billiges Wohnen in
die Position der Dankesschuldner zu manövrieren - und diesen Vorteil dann
gnadenlos auszuspielen", so Heyne.
„Danke für
den tollen Mann!"
„Zieht
konsequent eure Grenzen, denn es ist seine Mutter und nicht eure“, rät Ruth
Gall, die auch Autorin des Buches „Wege aus der Schwiegermutter-Falle"
(Junferman) ist, auf ihrer Homepage.
Manchmal
helfe es auch, nervige Schwiegermütter mit geballter Freundlichkeit zu
überwältigen, empfiehlt Felicitas Heyne. Und berichtet von einer Frau, die
ihrer Schwiegermutter zum Geburtstag ihres Mannes einen Blumenstrauß geschickt
hat – mit dem Gruß „Danke für den tollen Mann!“. Kontaktabbruch solle erst das
allerletzte Mittel zur Lösung der Causa Mama sein.
Dass
Schwiegermütter sowieso nicht in Schubladen passen, zeigt das jüngste Ende
einer Promi-Ehe. Ohne Sarah Connor sei Marc Terenzi „ein Niemand“, ließ eine
gewisse Antoinette verlauten. Wohlgemerkt: Sie ist die Mutter des „Niemands“.
Und nicht die Schwiegermutter.
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