Aber auch wenn die Kinder lebend geboren wurden, hatte
die Anwesenheit der Schwiegermütter noch einen negativen Effekt: Die
Lebenserwartung der Kinder – insbesondere der männlichen – war niedriger, als
wenn keine Oma oder die leibliche Mutter ihrer Mutter mit im Haus lebte. „Die
Schwiegermutter hat sich nicht so gut um die Kinder gekümmert, oder die
Schwiegertochter hat die Hilfe bei ihr nicht so angefragt“, erklärt Voland.
Heutzutage könne die Zurückhaltung der Schwiegermütter noch ganz andere
Ursachen haben. Sie könnten sich schließlich nie ganz sicher sein, ob ihr Enkel
das Kind ihres Sohnes ist oder nicht. Mother’s baby, father’s maybe.
Besonders schwierig im Umgang sind oft
Schwiegermütter, die den Fokus ihres Lebens sehr stark auf Familie gelegt und
wenig andere Interessen haben. „Hausmütterchen, deren Lebenserfolg die Kinder
sind. Ohne Hobbys, ohne Beruf“, erklärt die Psychotherapeutin Heyne. Die
fühlten sich bedroht, wenn eine junge Frau ins Haus komme und den Sohn wegziehe
oder sich abgrenze, weil sie dann dessen Leben nicht mehr mitleben könne. Ganz
schwierig werde es, wenn es sich um den einzigen Sohn handele oder die
Schwiegermutter verwitwet oder geschieden sei. „Dann kann es handfeste
Eifersuchtsszenen geben“, sagt Heyne, „es geht dann darum, wer dem Mann und
Sohn wichtiger ist. Das sind Szenen wie zwischen Ehefrau und Geliebter.“ Kämpfe
um Zuneigung, Wertschätzung, Zeit und Zuwendung des Mannes beziehungsweise
Sohnes.
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