„Verfallt
nicht dem Irrglauben, dass sich euer Ehemann zu euch bekennt, wenn erst mal ein
Kind, zwei, drei, vier oder fünf da sind. Ein reiner Muttersohn wird sich nie
zu euch bekennen, sondern als wichtigste Frau immer nur seine Mutter
anerkennen“, warnt Ruth Gall, die selbst lange unter ihrer Schwiegermutter
gelitten hat und nun Autorin zahlreicher Bücher zu dem Thema ist. Die
Schwiegertöchter, die sich über ihre Homepage an sie gewandt haben, beklagten
sich zu 95 Prozent über Überwachung oder
Bevormundung, gefolgt von
„persönlicher Ablehnung“, übler Nachrede, Einmischen in die Kindererziehung (78
Prozent), Eifersucht der Schwiegermutter (57 Prozent), Dreinreden in die
Haushaltsführung und „Besser wissen, was der Sohn braucht“ (48 Prozent). Diese
Rangfolge erklärt auch, warum Schwiegersöhne weit weniger Stress mit ihren
Schwiegermüttern haben als Schwiegertöchter: Sie haben im Alltag aufgrund der
häufig noch klassischen Rollenverteilung weniger Berührungspunkte und keine
Rollenkonflikte. „Sie vergleichen sich nicht so wie die Frauen untereinander“,
sagt Heyne.
Sonja Römer,
eine hübsche, schmale Frau Ende vierzig, ist eine Frau, die sich, wenngleich
sie sich nicht mit ihrer Schwiegermutter vergleicht, doch von ihr abgelehnt
fühlt. Als sie ihren Mann Hendrik heiratete, hatte Römer bereits ein Kind. Ihre
Schwiegermutter ließ sie daher wissen, dass sie sich für ihren einzigen Sohn –
einen Arzt – eine andere Frau gewünscht hatte. Römer zieht eine Grußkarte aus
ihrer Handtasche, die sie von ihrer Schwiegermutter kürzlich zum Geburtstag
bekommen hat. Auf der Vorderseite der Karte ist ein Foto von einem Weg zu
sehen, der sich durch einen Herbstwald schlängelt. Daneben steht: „Alles hat
seine Zeit: Es gibt eine Zeit der Freude, des Glücks, eine Zeit, sich zu
trennen und beisammen zu sein. Eine Zeit der Stille, des Schmerzes, der Trauer
und eine Zeit der dankbaren Erinnerung.“ Römer sagt: „Mir ist jede
Nächstenliebe verlorengegangen in Bezug auf meine Schwiegermutter.“
Anders als Wolfgang Sander stellt
sich Hendrik Römer allerdings bedingungslos auf die Seite seiner Frau, wenn
seine Mutter ihre Spielchen spielt. Daher hört Sonja Römer sich recht souverän
an, als sie sagt: „Am Anfang unserer Beziehung, da war ich noch verzweifelt,
erschüttert, ich dachte: , Warum liebt sie mich nicht? Aber inzwischen ist es mir egal, denn
Hendrik und mich kriegt sie nicht auseinander.“
Hilfreich im Umgang mit bösen
Schwiegermüttern ist auch ein gewisses Maß an Selbstbewusstsein und eine eher
geringe Erwartungshaltung, sagt Psychotherapeutin Heyne: „Eine Schwiegertochter
sollte nicht enttäuscht sein, wenn sie nicht gleich den roten Teppich
ausgerollt kriegt.“ Anders sei das natürlich, wenn die Schwiegermutter schwer
übergriffig sei. So wie jene Frau, die während eines Urlaubs der Familie ungefragt
alle modern auf dem Boden aufliegenden Vorhänge im Haus ihres Sohnes und ihrer
Schwiegertochter gekürzt hatte. Weil das doch praktischer beim Wischen sei.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen