Vom
schlechten Ruf der Schwiegermütter zeugen daher Dutzende Begriffe: Da gibt es
etwa den sogenannten Schwiegermutterstuhl – so wird ein dorniger Kugelkaktus
genannt. Es gibt den Schwiegermuttersitz – einen aus dem Heck eines Wagens
herausklappbaren, unüberdachten Notsitz, wie er für einige Roadster aus den
dreißiger Jahren charakteristisch war. Und als „Schwiegermuttergift“ wird im
Volksmund das Gift Phosphorsäureester bezeichnet,
da es für viele bekannt
gewordene Suizide und Morde missbraucht wurde. Auch Bauernweisheiten aus ganz
Europa zeugen von der Unbeliebtheit vieler Schwiegermütter. In Deutschland
heißt es zum Beispiel: „Mischt der Bauer Gift zur Butter, ist sie für die Schwiegermutter.“
In der Mongolei sagt man: „Gut ist es, wenn die Schwiegereltern fern und Wasser
und Brennstoff nahe sind.“ Und in Andalusien: „Lobe den Brunnen, in den deine
Schwiegermutter gefallen ist, aber schöpfe kein Wasser daraus.“
Dass die
Beziehungen zwischen Schwiegermüttern und Schwiegertöchtern tatsächlich auch
früher schon problematisch waren, zeigt die Auswertung alter Kirchenbücher im
bäuerlichen Ostfriesland des achtzehnten Jahrhunderts. Eckart Voland, Professor
für die Philosophie der Biowissenschaften an der Universität Gießen, konnte
durch Untersuchungen an mehreren hundert Familien zweifelsfrei nachweisen, dass
Frauen, deren Schwiegermutter im selben Haushalt lebte, mehr Totgeburten hatten
als Frauen, bei denen das nicht so war. Voland erklärt das so: „Wen würden Sie
nach einem langen Winter das Vieh auf die Weide treiben lassen: Ihre schwangere
Tochter oder Ihre schwangere Schwiegertochter?“
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