Die Mutter
des Partners kann man sich nicht aussuchen. Aber wieso ist das Verhältnis zur
Schwiegermutter manchmal so schwierig?
Hochzeit mit
dem Traummann? Die Schwiegermutter ist im Paket mit drin
Das Schlimmste
ist, dass man sie nicht so schnell wieder loswird. „Eine böse Schwiegermutter
ist nun mal keine lästige Affäre, zu der man den Kontakt abbricht, indem man
einfach ihre Telefonnummer verliert“, sagt Felicitas Heyne, Psychologin und
Autorin aus Gran Canaria. Wer den Mann seiner Träume heiratet, bekommt seine
Mutter mit dem Eheglück dazu – und muss sich mit ihr arrangieren.
Selbsthilfegruppen
für Schwiegermutter-Geschädigte
Dass das
nicht immer so einfach ist, kann man tausendfach in Internetforen sehen.
Da
liest man von geizigen, grässlichen Frauen, die das Leben ihrer
Schwiegertöchter zur Hölle machen. Von Plagegeistern, die sich in alles
einmischen, vor allem in die Kindererziehung.
Und von Schwiegermonstern, die sogar nicht davor zurückschrecken, dem Sohn ans
Herz zu legen, sich bitte von seiner Liebsten zu trennen. Es gibt hierzulande
sogar Selbsthilfegruppen, die sich nur mit diesem Thema beschäftigen. Umso
überraschender sind die Ergebnisse einiger repräsentativer Umfragen aus den
letzten Jahren. Die zeigen nämlich: Schwiegermütter sind viel besser als ihr
Ruf. „Gut zwei Drittel aller Frauen haben zu ihren Schwiegermüttern ein gutes
Verhältnis“, sagt Psychologin Dr. Andrea Kettenbach von der Fern-Universität
Hagen. Männer übrigens scheinen mit ihrer Schwiegermama sogar besonders
zufrieden zu sein.
Schwiegermütter
sind viel besser als ihr Ruf
Aber wieso
ist er dann so schlecht, der Ruf der Schwiegermütter? Kettenbach vermutet,
dass historische Gründe eine Rolle spielen. „Noch vor nicht einmal hundert
Jahren zog die Frau nach der Hochzeit in das Elternhaus des Mannes ein“,
erklärt sie. Die Schwiegermutter sei eine Art Lehrmeisterin für sie gewesen –
und eine Hausherrin, die ihre eigenen Töchter nicht selten bevorzugte. Dazu
kommt: „Wenn es mit der Schwiegermutter tatsächlich kracht, zerrt das extrem an
den Nerven“, sagt Felicitas Heyne. Genau diese Frauen tummeln sich dann im
Internet und machen ihrem Ärger Luft.
Probleme?
Ursachen meist Missverständnisse
Dabei sind
die Auslöser für einen Streit meistens ganz banal. „Frauen neigen leider dazu,
Gedanken zu lesen und Blicke zu deuten“, sagt Heyne. Aus einem „die hat mich
aber komisch angeschaut“ oder „hast du gehört, in welchem Ton sie das schon
wieder gesagt hat?“ wird dann manchmal ein handfester Konflikt – der von beiden
Seiten ausgehen kann. Das passiert vor allem, wenn zwei völlig unterschiedliche
Charaktere aufeinandertreffen: die kühle norddeutsche Schwiegermutter und die
redselige Rheinländerin zum Beispiel. „Da sind Missverständnisse meist nur
eine Frage der Zeit“, meint Heyne. Kritisch wird es, wenn der unterdrückte
Ärger jahrelang in der Luft schwelt – bis er irgendwann zum Buschbrand wird.
Besser ist es da, sich gleich offen die Meinung zu sagen, findet Heyne. „Aber
bitte sachlich und konstruktiv und auf keinen Fall mit Gefühlsausbrüchen und
Tränen.“
Vier
verschiedene Schwiegermütter-Typen
Offenheit
und Ehrlichkeit sind also die Garantie für ein harmonisches Miteinander? So
einfach ist es dann doch nicht immer, auch wenn man versucht, gelassen und
verständnisvoll miteinander umzugehen. Schließlich existieren sie eben doch:
jene Schwiegermütter, die um ihren Sohn buhlen wie eine eifersüchtige Ehefrau.
Nicht selten stecken eigene Probleme dahinter: das „Empty-Nest-Syndrom“ etwa,
die Angst vor Einsamkeit, wenn die Kinder das Haus verlassen. Schwiegermütter,
die sich so verhalten, gehören zu Typ zwei der Schwiegermütter-Typologie, die
Andrea Kettenbach für ihre Doktorarbeit erstellt hat: verlogen, missgünstig und
neidisch. 34 Frauen hat sie über ihre Schwiegermütter befragt, die sie dann
vier verschiedenen Typen zuordnen konnte. Neben dem bösen Typ, gibt es die
liebe, fürsorgliche Schwiegermutter, die nervige, aber nützliche Schwiegermama
und die defensive, aber auch desinteressierte Mutter des Partners.
Partner hat
eine Schlüsselrolle
Wie
schwierig sich die Beziehung zur Schwiegermutter gestaltet, hängt auch vom Partner ab. „Wenn er zulässt,
dass die eigene Mutter seine Frau schikaniert, ist er definitiv mitschuldig“,
findet Heyne. Sätze wie „Macht das mal unter euch aus“ lässt sie nicht gelten.
„Der Mann muss seine Mutter in die Schranken weisen, wenn es eskaliert“, sagt
sie. Damit es erst gar nicht dazu kommt, empfiehlt sie die Erwartungen am Anfang
nicht zu hoch zu schrauben. „Die Schwiegermutter muss nicht gleich die beste
Freundin sein“, sagt Heyne. Das erwarte man bei einer neuen Arbeitskollegin ja
auch nicht. Lieber lernt man sich erst mal in Ruhe kennen und konzentriert sich
auf die Gemeinsamkeiten, die man hat: die Liebe zum gleichen Mann zum Beispiel.
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