Meine Freundin war natürlich sauer. Und sie weiß: "Wenn meine
Schwiegermutter zurück ist, muss ich wieder betteln, wenn ich sie zum
Babysitten brauche." Wochenendtermine muss sie schon Monate im Voraus
anmelden, sie müssen ja mit den Bridgeverabredungen und dem
Golfturnierplan abgestimmt werden. Und bitte, das Kind rechtzeitig
wieder abholen, schließlich wolle man am Wochenende auch mal seine Ruhe
haben. "Ich habe ein richtig schlechtes Gewissen, wenn ich meine
Schwiegermutter frage, ob sie Zeit hat", sagt meine Freundin. "Dabei
sollte sie sich doch eigentlich freuen, ihre Enkel zu sehen." Die nennen
ihre Oma übrigens beim Vornamen, das hört sich doch viel jünger an.
Sie haben es sicher schon gemerkt: Dieser Artikel richtet sich nicht an
Frauen, die sich mit ihrer Schwiegermutter bis aufs Blut bekämpfen.
Jene Schwiegermutter von der intriganten Sorte, die sich morgens ins
Haus ihres Sohnes (denn dessen Frau ist für sie quasi nur so etwas wie
eine Mitbewohnerin) schleichen, wenn die Schwiegertochter zur Arbeit
gefahren ist, um die Post zu lesen und die Schränke zu durchwühlen – in
der Hoffnung, irgendetwas zu finden, was sich gegen die unwürdige Frau
des geliebten Sohnes verwenden lässt. Für diese armen Schwiegertöchter
gibt es zumindest Selbsthilfegruppen (www.ruth-gall.de), Ratgeberbücher
und Psychologen.
Nein, dieser Artikel richtet sich an jene 65 Prozent, so eine Studie des Gewis-Instituts aus dem Jahr 2006, die das Verhältnis zu ihrer Schwiegermutter eigentlich in Ordnung finden. Was im Umkehrschluss aber nicht bedeutet, dass sie keine Probleme mit ihr hätten. Es sind nur andere als früher. Denn wer möchte schon gern mit einer 30 Jahre älteren Frau konkurrieren, die sich auf jung trimmt und sich diebisch freut, wenn sie als die eigene Schwester durchgeht?
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